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17. Januar 2023, Gaudete et exsultate, II

Am Gedenktag des Hl. Antonius, Mönchsvater

>Zur Aussetzung: GL 497, 1-3
>Vespern mit eigenen Fürbitten und Oration (Thema: Berufung)
>Vor dem Segen: GL 497, 4-7 + Gebet: Gl 6, 5

Der Einsiedler Antonius (251-356) ist der berühmteste Mönch des Altertums.  Er verstand den Ruf Gottes, verließ Elternhaus und Besitz und ging in die Wüste. Weder Dämonen noch Irrlehrer konnten ihn besiegen. Antonius starb um 356, 105 Jahre alt.

„Ich sah alle Schlingen des bösen Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sagte: Wer kann ihnen entgehen? Da hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: Die Demut”. (hl. Antonius)
 
Herr unser Gott, du hast den heiligen Mönchsvater Antonius aus der Welt heraus-gerufen und ihm die Kraft gegeben, in der Einsamkeit der Wüste vor dir zu leben. Mit deiner Hilfe hat er die Mächte der Finsternis besiegt. Hilf uns auf seine Fürbitte, uns selbst zu überwinden und dich über alles zu lieben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Aus dem Apostolischen Schreiben “Gaudete et exsultate”
über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute  
(Papst Franziskus, 19.03.2018) – II

 

Zwei subtile Feinde der Heiligeit

I – Der gegenwärtige Gnostizismus

Gott sei Dank wurde im Laufe der Geschichte der Kirche sehr deutlich, dass die Vollkommenheit der Menschen an ihrer Nächstenliebe gemessen wird, nicht an der Fülle erworbener Daten und Kenntnisse.

Die „Gnostiker“ unterliegen in diesem Punkt einem Missverständnis und beurteilen die anderen ausgehend von der Überprüfung, ob sie in der Lage sind, die Tiefe bestimmter Lehren zu verstehen.

Sie stellen sich einen Geist ohne Menschwerdung vor, der nicht in der Lage ist, das leidende Fleisch Christi in den anderen zu berühren, einen Geist, der in das Korsett einer Enzyklopädie von Abstraktionen geschnürt wird.
Indem sie das Geheimnis entleiblichen, bevorzugen sie schließlich einen Gott ohne Christus, einen Christus ohne Kirche, eine Kirche ohne Volk.

Letztendlich handelt es sich um eine selbstgefällige Oberflächlichkeit: viel Bewegung an der Oberfläche des Geistes, aber die Tiefe des Denkens bewegt sich nicht, noch wird sie angerührt.

Der Gnostizismus ist eine der schlimmsten Ideologien. Er überbetont nämlich die Erkenntnis oder eine bestimmte Erfahrung und hält gleichzeitig seine eigene Sicht der Wirklichkeit für vollkommen. Gott übersteigt uns unendlich, er ist immer eine Überraschung, und nicht wir bestimmen, unter welchen geschichtlichen Umständen wir auf ihn treffen.

Als der heilige Franz von Assisi sah, dass einige seiner Jünger in der Lehre unterrichteten, wollte er die Versuchung des Gnostizismus unterbinden. Deshalb schrieb er dem heiligen Antonius von Padua: “Es gefällt mir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschst”.

II – Der gegenwärtige Pelagianismus

Der Gnostizismus hat zu einer weiteren alten Häresie geführt, die auch heute anzutreffen ist. Denn einige begannen, die Macht, welche die Gnostiker dem Verstand beimaßen, dem menschlichen Willen zuzuerkennen, der persönlichen Anstrengung. So kamen die Pelagianer und die Semipelagia-ner auf. Es war nicht mehr der Verstand, der den Platz des Geheimnisses und der Gnade einnahm, sondern der Wille. Man vergaß, dass »es nicht auf das Wollen und Laufen des Menschen ankommt, sondern auf den sich erbarmenden Gott« (Röm 9,16), und dass »er uns zuerst geliebt hat« (1 Joh 4,19).

Diejenigen, die dieser pelagianischen oder semipelagianischen Mentalität entsprechen, verlassen sich letztlich einzig auf die eigenen Kräfte und fühlen sich den anderen überlegen, weil sie bestimmte Normen einhalten oder weil sie einem gewissen katholischen Stil der Vergangenheit unerschütterlich treu sind.

Wenn einige von ihnen sich an die Schwachen wenden und ihnen sagen, dass man mit der Gnade Gottes alles kann, pflegen sie im Grunde die Idee zu vermitteln, dass man alles mit dem menschlichen Willen kann, als ob dieser etwas Reines, Vollkommenes, Allmächtiges wäre, zu dem die Gnade hinzukommt. Man gibt vor, nicht darum zu wissen, dass nicht alle alles können, und dass in diesem Leben die menschliche Hinfälligkeit nicht vollständig und ein für alle Mal durch die Gnade geheilt wird.
Wenn es keine aufrichtige, erlittene und durchbetete Anerkennung unserer Grenzen gibt, wird die Gnade im Grunde daran gehindert, wirksam in uns tätig zu sein.

Das Geschenk der Gnade geht über die Verstandes- und Willenskräfte des Menschen und jedes Geschöpfes hinaus, denn gegenüber Gott gibt es vonseiten des Menschen kein Verdienst im eigentlichen Sinn. Zwischen ihm und uns besteht eine unermessliche Ungleichheit. Seine Freundschaft übertrifft uns unendlich, sie kann von uns nicht mit unseren Taten erkauft werden, und sie kann nur ein Geschenk seiner Liebesinitiative sein. Dies lädt uns dazu ein, in einer freudigen Dankbarkeit für dieses Geschenk zu leben, das wir niemals verdienen werden.
Wenn wir denken, dass alles von der menschlichen Anstrengung abhängt, die durch Vorschriften und kirchliche Strukturen gelenkt wird, verkomplizieren wir unbewusst das Evangelium.

Inmitten des Dickichts von Geboten und Vorschriften schlägt Jesus eine Bresche, die uns erlaubt, zwei Gesichter zu erkennen, das des Vaters und das des Bruders. Er überreicht uns nicht zwei weitere Formeln oder Gebote. Er gibt uns zwei Angesichter oder besser ein einziges, das Angesicht Gottes, das sich in vielen widerspiegelt.

Denn in jedem Bruder oder in jeder Schwester, besonders in dem oder der kleinsten, gebrechlichsten, wehrlosesten und bedürftigsten, ist das Bild Gottes selbst gegenwärtig. Mit dieser verwundbaren Menschheit, die ausgesondert wurde, wird nämlich der Herr am Ende der Zeit sein letztes Werk formen. Denn was bleibt, was ist wertvoll im Leben, welche Reichtümer schwinden nicht dahin? Sicher zwei: der Herr und der Nächste. Diese beiden Reichtümer schwinden nicht dahin! (…)

Fürbitten um geistliche Berufe

Pr. Herr Jesus Christus, höre unsere Bitten:
V –  Du hast gesagt: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“.
A – Stärke alle, die du in Dienst genommen hast, und lass sie immer neu erfahren, dass du gegenwärtig bist, wo zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind.

V –  Du hast gesagt: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, taugt es zu nichts mehr“
A – Gib deiner Kirche Tatkraft und Phantasie, deine Sendung weiterzuführen, damit die Menschen den Weg zum Heil finden.

V –  Du hast gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben“
A – Offenbare den Menschen in Dunkelheit und Todesschatten durch den Dienst der Verkündigung dein Licht.

V –  Du hast gesagt: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Mt 10,16 par)
A – Du Hirt deines Volkes, schenke Freude und Mut denen, die in deinen Dienst treten wollen, und lass alle im Dienst der Kirche erfahren, dass dir allein die Zukunft gehört.

V –  Du hast gesagt: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19)
A – Du bist der Herr von Aussaat und Ernte. Rufe Menschen, der ganzen Schöpfung das Evangelium zu verkünden, und sammle dein Volk durch das Wort des Lebens.

Vater unser…

Pr. Allmächtiger Gott, du sorgst für dein Volk durch die Hirten, die du ihm gibst. Erwecke in der Kirche den Geist des Glaubens und der Bereitschaft und berufe auch in unseren Tagen Menschen, die dem Altar dienen und die Frohe Botschaft mit Festigkeit und Güte verkünden. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.